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KONFLIKTMANAGEMENT - KONSTRUKTIVE KONFLIKTLÖSUNGSSTRATEGIEN IM MANAGEMENT VON NATÜRLICHEN RESSOURCEN

DI Veronika Szinovatz

 

Grundlagen

Da es sich bei Management von Natürlichen Ressourcen meist um hoch komplexe Thematiken handelt und sehr heterogene Interessen von der Bevölkerung an sie geknüpft sind, werden hohe Anforderungen an die Bewältigung der entstanden Konflikt gestellt. Um Anregungen in diesem Bereich zu geben, wird sich der erste Teil dieses Beitrages mit Grundlagen und Begriffsdefinitionen auseinandersetzen. Danach folgt eine Herangehensweise an Konflikte vom Kleinen ins Große: Kapitel 2 beschreibt zuerst verschiedene Verhandlungsstile während sich Kapitel 3 mit der Durchführung eines Mehrparteien-Verfahrens zur Konfliktlösung beschäftigt.

Konflikt versus Auseinandersetzung

Konflikte entstehen aus einer Unterschiedlichkeit in den Zielsetzungen, Glauben oder Werten von einzelnen Personen oder Gruppen von Personen. Diese Definition beinhaltet, dass auch bei einem positiven und konstruktivem Gesprächs- und Interaktionsklima zwischen Personen oder den entsprechenden Gruppen, Konflikte vorhanden sein können.

Auseinandersetzungen sind im Gegensatz dazu Manifestation eines Konfliktes in realen Situationen. Dabei treffen unterschiedliche Zielsetzungen, Glauben oder Werte aufeinander und führen zum Streben nach unterschiedlichen Ergebnissen.

Beispiel: Das Bedürfnis einen Staudamm für die Stromerzeugung zu erbauen steht in Konflikt mit dem Bedürfnis nach Ackerfläche für Landwirte. Aber erst bei Konkretisierung des Bauvorhabens und dem Einbringen eines dementsprechenden Antrages werden sich diese Konflikte in Auseinandersetzungen manifestieren.

Da es im Deutschen Sprachgebrauch im Vergleich zum Englischen diese strenge Unterscheidung von Konflikten und Auseinandersetzungen nicht gibt, wird auch in weiterer Folge in diesem Text von Konfliktursachen und Konfliktmanagement die Rede sein um beide Begriffe (Konfliktursachen und Bewältigung von Auseinandersetzungen) zu behandeln.

Konfliktursachen

Bevor man über konstruktive Konfliktlösungsstrategien diskutieren kann, empfiehlt es sich die Art eines Konfliktes zu identifizieren und dessen potentielle Ursachen zu analysieren. Es ist von großer Notwendigkeit sich Gedanken über Werte und Interessen der Parteien zu machen welche der Ressource "Umwelt" bzw. einem bestimmten Konfliktpunkt entgegengebracht werden. Nur dann können gewinnbringend (im Sinn von nachhaltig) Strategien und Lösungen erwogen und erarbeitet werden.

Die Praxis zeigt, dass Werte oder Einstellungen von Personengruppen oftmals konträr aufeinander treffen. Die Nutzer und Benutzer (Forstwirte, Landwirte, Jäger, Touristen, Einheimische,...) unserer Umwelt stellen keine einheitliche Gesellschaft dar. Es regieren unterschiedliche Interessen und Bedürfnisse, so dass das Entstehen von Konflikten vorprogrammiert scheint. Wie schon angedeutet treten in jeder Konfliktsituation zumeist eine Kombination von unterschiedlichen Ursachen auf. Die folgenden Absätze beschreiben kurz eine Auswahl von möglichen Konfliktursachen und deren Charakteristika.

Daten

Im kognitiven Bereich sind Konflikte über Daten - Informationsdefizite oder unterschiedliche Interpretation - relevant. Es kann vorkommen, dass beide Parteien das gleiche Problembewusstsein haben, aber 1. unterschiedliche Datengrundlagen für Entscheidungen heranziehen und somit unterschiedliche Entscheidungen treffen oder 2. die vorhandenen Daten in unterschiedlicher Weise interpretieren. Diese Konfliktursache ist zumeist am leichtesten zu beheben (Mitchell 1995).

Werte

Umwelt- bzw. Naturschutzkonflikte können auch durch unterschiedliche Werte, die der Umwelt und ihrer Qualität zugesprochen werden, entstehen (Mitchell 1995; Crowfoot und Wondolleck 1990a). Werte sind definiert als fundamentale Erkenntnisse, die im Leben eines Menschen die Basis für seine Einstellung und seine Meinung darstellen. Sie beeinflussen das menschliche Verhalten, die Einstellungen, Normen und Überzeugungen. Anzumerken ist, dass Werte die Basis der menschlichen Wahrnehmungshierarchie bilden (siehe Abb.1) und sehr stark von allen Arten von Erfahrungen, Gedankenwelten, Traditionen, Philosophien usw. beeinflusst werden (Wolf - böse). Werte zu ändern (wie z.B. durch Informationskampagnen) ist demnach nahezu unmöglich. Unterschiedliche Typen von Werten betreffend die Umwelt können von einem symbolischen Wert, einem Zukunftswert bis hin zu einer intensiven Nutzung als gesellschaftlichen Wert reichen.

Im Vergleich dazu basieren Einstellungen auf Werte und beinhalten eine starke emotionale Komponenten; sie sind in weiterer Folge - wenn auch oft nicht nachhaltig - beeinflussbar

Interessen

Ein Interessenskonflikt kann wie folgt beschrieben werden (Duffy 1999): Empfundene oder tatsächliche Konkurrenz über limitierte Ressourcen oder andere substantielle Subjekte (natürliche Ressourcen, Geld, Essen, Eigentum, Besitz); empfundene oder tatsächliche Uneinigkeit über strukturelle Dinge (zeitlicher Ablauf der Entscheidungsfindung und der Umsetzung von Maßnahmen); empfundene oder tatsächliche Uneinigkeit über emotionale Bedürfnisse (Respekt, Würde).

Verhältnis und Verhalten

Dieser Konflikt basiert auf dem Einfluss der Persönlichkeiten der betroffenen Personen (zwischenmenschliche Beziehungen als auch Gruppenbeziehungen). Oftmals sind auch Einstellungen zueinander und die gegenwärtige Beziehung durch die gemeinsame Geschichte vermehrt belastet; dies kann sich in negativen Stimmungen und Vorurteilen spiegeln.
Dieser Konflikttyp ist am schwierigsten zu beheben, da zuerst in langen Prozessen das gegenseitige Vertrauen gestärkt oder wieder aufgebaut werden muss (Mitchell 1995).

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