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DIVERSITÄT UND STABILITÄT IM ÖKOSYSTEM - SEINE BEDEUTUNG FÜR DIE WALDBEWIRTSCHAFTUNG UND GENERHALTUNG

Prof. Dr. DI. Csaba Mátyás

 

Zusammenfassung

Vielfalt (Diversität) als fundamentales Merkmal der Ökosysteme
In Gegensatz zu den in sich geschlossenen Systemen der klassischen Physik sind lebende Systeme (Ökosysteme) offene, dynamisch reagierende Strukturen ko-existierender Arten. Offenheit bedeutet dass ein ständiger Energie- und Materialfluss (Solarenergie, Wasser, Nährstoffe) das System durchläuft und es in einem nur scheinbaren "Gleichgewichtszustand" hält. Dieser Energie- und Stofffluss ist zeitlich und räumlich starken, meistens unregelmäßigen Veränderungen ausgesetzt. Trotzdem ist eine bemerkenswerte Stabilität der lebenden Systeme zu beobachten, die über ein breites Spektrum von Voraussetzungen aufrechterhalten wird. Dieser Stabilität wird besonders in Hinblick auf die zu erwartenden Klimaänderungen wachsende Bedeutung beigemessen.

Alle Lebewesen sind der Veränderlichkeit und Inhomogenität der Umwelt ausgesetzt. Es wird allgemein angenommen, dass sich Lebewesen ihrer Umwelt anpassen; allerdings sind weder die Prozesse, noch die Präzision der Anpassung genügend geklärt. Oft unterschätzt dabei ist die Rolle der Genetik. In der klassischen Ökologie werden Arten meistens als einer Umweltsituation angepasste Einheit behandelt, die jeweils eine bestimmte ökologische Niche besetzen.

Es ist aber gleichzeitig von allen Teilwissenschaften unbestritten, das die Vielgestaltigkeit (an welcher Ebene auch immer) als eines der fundamentalen Merkmale des Lebens, in der Stabilität und Anpassungsfähigkeit der Ökosysteme eine wichtige Rolle einnimmt. Es hängt von der Interpretation der Anpassungsprozesse ab, welcher Stellenwert der Diversität beigemessen wird. Z. B. wird ein Zönologe die Arten-Zusammensetzung einer natürlichen Pflanzengemeinschaft weitgehend von kausalen Bedingungen (Umweltfaktoren, floristischer Hintergrund) ableiten. Die genetische Untersuchung einer beteiligten Art wird jedoch auf viele zufallsmäßige Elemente stoßen, so auf die Auswirkung der nacheiszeitlichen Einwanderungsgeschichte, auf Genfluss aus benachbarten Populationen, auf Mutation oder genetischer Drift.

Die richtige Interpretation und die Erforschung der Rolle der biologischen Vielfalt (Biodiversität) wären aus mehreren Gründen wichtig. Erstens benötigen biologisch gerechte Naturschutzstrategien wissenschaftlich begründete Informationen. Zweitens sind diese Informationen auch allgemein für einen natur- und umweltgerechteren Umgang mit den Ressourcen unserer lebendigen Umwelt (und schließlich mit unserer eigenen Spezies, des Homo sapiens) erforderlich. Kein Wunder, wenn sich für diese wissenschaftliche Frage zunehmends auch Gesellschaft und Politik interessieren.

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